Sonntags ist für meinen Jasko und mich immer Relaxen angesagt. Das heisst im Einzelnen, wir haben keine Termine, keine Verpflichtungen, keine Pläne und beschäftigen uns nur mit Dingen, die uns Spaß machen. Dazu gehört auch ein langer Vormittagsspaziergang. Sonntag Vormittag ist eine vortreffliche Zeit zum relaxten Spazierengehen. Die klassische fränkische Hausfrau steht in der Küche und ärgert sich mit Braten und fränkischen Klößen herum, während der klassische fränkische Ehemann seine Zeit beim gepflegten Frühschoppen verbringt.
Die Chance ist also groß, bei diesem Spaziergang unsere Ruhe zu haben. Jasko darf überall schnüffeln, sich alles anschauen, es wird nix geübt und nix gesucht – kurz, er darf Hund sein, hat an dem Tag genauso frei wie ich und wird nur, wenn es absolut nötig ist, unterbrochen. Wir brauchen das beide für unsere geistige Gesundheit :-)
Heute hat sich meine Mutter zu unserem Spaziergang dazugesellt, was ja an sich kein Problem darstellt. Nur hat sie die Eigenschaft, ständig etwas zu kommentieren (ich weiss mittlererweile von jedem Baum im Wald in welchem Jahr sie welchen Pilz dort gefunden hat) und sich dabei auch sehr oft zu wiederholen (ab einem gewissen Alter ist das entschuldigt *g*). Normalerweise stört mich das absolut nicht, aber heute….
Immer wenn ich einen Gedanken angefangen habe (“denken” ist ja so eine Sache, die einfach so “passiert”. Heute gingen mir Gedanken zum Thema “Stress” durch den Kopf. Ich hatte einfach Lust,
darüber einen kleinen Artikel zu schreiben – und so kreisten mir die verschiedensten Dinge im Kopf herum, die es galt zu ordnen) und er etwas konkreter wurde, wurde ich herausgerissen.
Ich merkte, wie ich begann, mich genervt zu fühlen.
Da ich mich in bestimmten Gefühlslagen gerne selber mal reflektiere, merkte ich nach einer Weile, dass mein Puls deutlich gestiegen war und meine Atmung sich leicht beschleunigte. Aha – ich bin
also gestresst…
Und nun passierten erstaunliche Dinge. Ich blendete die “Nebengeräusche” aus, sodass ich teilweise gar nicht mehr wirklich hörte, WAS meine Mutter erzählt, sondern nur noch DASS sie etwas gesagt
hat – und ich steigerte mein Lauftempo. Das alles fand, bis ich mir darüber im Klaren wurde, was da geschehen ist, völlig unterbewusst statt.
Mein Unterbewusstsein wollte also entweder die Distanz zum “Stressor” erhöhen – oder anfangen Stress durch Bewegung abzubauen – oder beides ein bisschen.
Kommt Euch das ein kleines bisschen bekannt vor?
Schauen wir uns mal an, wie ein normaler Spaziergang ganz oft aussieht: Hunde werden pausenlos mit - für den Hund - Unwichtigkeiten vollgequasselt, von ihren Schnüffelstellen weggezogen, mit unklaren Aussagen vollgetextet – und oft wird der Beste Freund des Hundes auch noch ungeduldig oder wütend, wenn er keine Beachtung von seinem vierbeinigen Begleiter bekommt…
Vielleicht sollten wir alle öfter mal …. einfach nur die Klappe halten (wenn wir nichts passendes zu sagen haben)
© Sabine Wöhner, Hundeschule Just For Dogs November 2013